Wie kann die Qualität wissenschaftlicher Arbeiten gesichert werden? Welche wissenschaftlichen Artikel werden in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht? Welche Arbeitsgruppe bekommt die finanziellen Mittel für ihr Forschungsprojekt? Welche Person ist am besten für eine Stelle als Universitätsprofessor*in geeignet?
Um für die Beantwortung dieser Fragen eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen, hat sich das Peer-Review-Verfahren als wissenschaftliche Praxis etabliert. Es spielt unter anderem bei der Verteilung von Forschungsgeldern, der Berufung von Universitätsprofessor*innen und der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Artikeln eine wichtige Rolle. Sowohl die Qualität von Forschungsanträgen und Artikeln als auch die Qualifikationen von Bewerber*innen für Professor*innenstellen wird durch sogenannte „Peers“ eingeschätzt und bewertet. Bei diesen „Peers“ handelt es sich um Wissenschaftler*innen des entsprechenden Fachgebiets, die die Rolle von unabhängigen Gutachter*innen übernehmen. Ziel des Peer-Review-Verfahrens ist also die Qualitätssicherung und -kontrolle.
„Peer“ (lateinisch „par“) bedeutet „gleich“ bzw. „gleichgestellt“
„Review“ (lateinisch „revidere“) bedeutet, sich etwas nochmal anzuschauen und im weitesten Sinne etwas zu begutachten
Dadurch, dass das Verfahren auf der Überprüfung durch wissenschaftliche „Peers“ und nicht durch staatliche Gremien basiert, findet hier die Steuerung von Wissenschaft innerhalb des wissenschaftlichen Systems statt. Das Peer-Review-Verfahren ist daher ein Element der Selbststeuerung von Wissenschaft.
Zusammenfassung: Das Peer-Review-Verfahren ist ein Verfahren der wissenschaftlichen Praxis zur Begutachtung von wissenschaftlichen Leistungen und Akteuren. Zielsetzung/Intention dieses Verfahrens ist, dass wissenschaftliche Qualität gesichert und kontrolliert wird und dass Wissenschaft sich bei diesem Verfahren selbst steuert. Außerdem soll durch dieses Verfahren eine Entscheidungsgrundlage z.B. für die Verteilung von Forschungsgeldern, die Berufung von Universitätsprofessor*innen und die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Artikeln geschaffen werden.
Macht euch an dieser Stelle im Laborbuch (S.12, Aufgabe 1) Notizen zur Intention des Peer-Review-Verfahrens 😉
Das Peer-Review-Verfahren im wissenschaftlichen Publikationsprozess
Wissenschaftler*innen veröffentlichen ihre Forschungsergebnisse in Fachzeitschriften, um Anerkennung für ihre Arbeit zu bekommen und ihre neuen Erkenntnisse der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu präsentieren. Auf diese Weise erhalten andere Forscher*innen Zugriff auf dieses Wissen und können basierend darauf neue Forschungsideen entwickeln. Publikationen sind für Forscher*innen insofern wichtig, da wissenschaftlicher Erfolg unter anderem an der Anzahl und Qualität der Veröffentlichungen gemessen wird.
Wenn Forscher*innen ihre Arbeiten bei einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift zur Veröffentlichung einreichen, wird die Qualität ihrer Beiträge zuerst im Rahmen des Peer-Review-Verfahrens überprüft:
Ausgewählte Wissenschaftler*innen des entsprechenden Fachgebiets schreiben als „Peers“ zu den ihnen zugeteilten Artikeln ein Gutachten. Sie prüfen dabei beispielsweise, ob der eingereichte Artikel in sich logisch aufgebaut ist, inwieweit die Forschungsmethoden zur Forschungsfrage passen und ob die gewonnenen Erkenntnisse neu sind. Anhand des Feedbacks der „Peers“ können die Autor*innen ihre Artikel überarbeiten und bekommen eine Rückmeldung zur Qualität ihrer Arbeit. Für die Herausgeber*innen der wissenschaftlichen Zeitschrift dienen die Gutachten der „Peers“ als Entscheidungshilfe dafür, ob ein Artikel veröffentlicht werden sollte, überarbeitet werden muss oder abzulehnen ist. Ein wissenschaftlicher Artikel wird nur dann veröffentlicht, wenn die Herausgeber*innen diesen zur Veröffentlichung freigeben.
Es gibt verschiedene Arten des Peer-Review-Verfahrens: Beim Single-Blind-Verfahren bleiben die Gutachter*innen anonym, wissen aber, wer die Autor*innen des Artikels sind. Beim Double-Blind-Verfahren wissen die Autor*innen und die Gutachter*innen wechselseitig nicht, wer die anderen sind.
Im Rahmen dieser EduChallenge führen wir ein Double-Blind-Verfahren durch. Das heißt, jede*r von euch bekommt einen Artikel einer anderen Arbeitsgruppe und gibt Feedback dazu. An dem Artikel steht aber nicht, wer diesen verfasst hat und euer Feedback bleibt ebenso anonym.
Macht euch an dieser Stelle im Laborbuch (S.12, Aufgabe 2) Notizen zum Ablauf des Peer-Review-Verfahrens bei der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Artikeln in Fachjournalen 😉
Wie schreiben wir einen wissenschaftlichen Artikel?
Bevor ihr als Arbeitsgruppe einen wissenschaftlichen Artikel verfasst, solltet ihr euch zuerst gemeinsam Gedanken über dessen Aufbau machen. Achtet auf eine logische Gedankenführung und einen strukturierten Textaufbau („roter Faden“), damit euch die Leser*innen eures Artikels gut folgen können. Bevor ihr beginnt, den Text zu formulieren, ist es daher hilfreich, Stichpunkte zu notieren oder eine Mindmap anzulegen, um eure Punkte inhaltlich sinnvoll zu verknüpfen. Strukturiert euren Artikel mit den folgenden Textabschnitten:
- Einleitung: Stellt klar, um welches Thema es in eurem Artikel geht und welche Sportart ihr betrachtet.
- Forschungsfrage: Die Forschungsfrage ist eine Art Leitfrage, die eurem wissenschaftlichen Artikel zugrunde liegt und welche ihr zu Beginn eures Textes klar benennen solltet. Euer Ziel ist es, diese Frage im Laufe eures Artikels zu beantworten. Eure Forschungsfrage habt ihr bereits auf der Seite 9 im Laborbuch formuliert 😉
- Methoden: Erläutert, welche Methoden ihr beim Arbeiten verwendet habt (induktives/deduktives Vorgehen, Nutzung eines Paradigmas, etc.) und beschreibt, wie ihr schrittweise bei eurem Forschungsprojekt vorgegangen seid (Videoaufnahme, Erstellung der Simulation, etc.). Nennt dabei auch die von euch verwendeten Materialien und Programme. Geht außerdem darauf ein, wie ihr in der Gruppe gearbeitet habt und begründet, warum ihr dabei so vorgegangen seid (kollaborative/kooperative Zusammenarbeit, wer hat was zum Projekt beigetragen und warum?).
- Ergebnisse: Beschreibt, zu welchen Ergebnissen ihr mit eurer Forschung gekommen seid und was ihr herausgefunden habt. Dazu habt ihr euch schon auf der Seite 10 im Laborbuch („Auswertung“ Aufgabe (1)) Gedanken gemacht – oder ihr werdet dies in der nächsten Stunde noch machen 😉
- Diskussion: Nachdem ihr die Ergebnisse einmal kurz dargelegt habt, solltet ihr diese im Hinblick auf eure Forschungsfrage diskutieren. Dazu habt ihr euch auch schon auf den Seiten 10 & 11 im Laborbuch („Auswertung“ Aufgabe (2), (3) und „Rückbezug zur Forschungsfrage“) Notizen gemacht – oder ihr werdet dies in der nächsten Stunde noch machen.
- Fazit: Fasst am Ende eures Artikels die wichtigsten Punkte zusammen.
Worauf solltet ihr beim Schreiben achten?
- Intersubjektivität: Euer Vorgehen solltet ihr so vollständig dokumentieren, dass es von einer anderen Person nachvollzogen, verstanden und durch eine Wiederholung nachgeprüft werden kann.
- Sachlichkeit: In wissenschaftlichen Texten werden subjektive Aussagen und Meinungen sowie die Ich-/Wir-Perspektive vermieden. Bleibt daher sachlich und verwendet Passiv-Konstruktionen (z.B. „Dabei konnte beobachtet werden“ statt „Wir konnten beobachten“).
- Präzision: Statt ungenauer Angaben solltet ihr auf klare Formulierungen achten und passende Fachbegriffe aus den Naturwissenschaften verwenden. Macht darüber hinaus wörtliche oder sinngemäße Übernahmen durch Quellenangaben kenntlich.
- Prägnanz: Ein wissenschaftlicher Artikel ist kein spannender Roman, sondern ein Text, in dem die Informationen kompakt und kurz dargestellt werden. Achtet daher auf einen übersichtlichen Satzbau und kurze, treffende Formulierungen. Im Rahmen der EduChallenge sollte euer Artikel ungefähr eine halbe Seite umfassen, aber in keinem Fall länger als eine Seite sein.
Macht euch an dieser Stelle im Laborbuch (S.12, Aufgaben 3 & 4) Notizen zu den strukturellen Bestandteilen eines wissenschaftlichen Artikels und zu den Punkten, die beim Schreiben eines Artikels zu beachten sind 😉
Verfasst nun gemeinsam als Gruppe auf dem iPad einen wissenschaftlichen Artikel (digitales Format, nicht handschriftlich). Orientiert euch dabei an den oben genannten Vorgaben zum Thema „Wie schreiben wir einen wissenschaftlichen Artikel?“ und nehmt ebenfalls Bezug auf eure Überlegungen zur „Auswertung“ (Laborbuch, S.10) und zum „Rückbezug zur Forschungsfrage“ (Laborbuch, S.11.). Schickt euren fertigen Artikel dann an redaktion@uni-bonn.de
Wie gebe ich Feedback zu einem wissenschaftlichen Text?
Feedback sollte respektvoll, ermutigend, ehrlich und konstruktiv sein.
- respektvoll: Nimm dir die Zeit, um in Ruhe und aufmerksam den Text zu lesen. Beziehe dich in deinem Feedback konkret auf den Text und lege argumentativ dar, was und warum etwas geändert werden sollte. Urteile dabei nicht auf der persönlichen Ebene über die Autor*innen und bleibe bei deinen Formulierungen sensibel. Stelle dir dabei vor, wie die Autor*innen dein Feedback lesen.
- ermutigend: Nutze auch die Möglichkeit, um die Autor*innen zu loben. Nimm bewusst wahr, was besonders gut umgesetzt wurde, und nenne dies zu Beginn deiner Rückmeldung. Es muss auch nicht immer ein Verbesserungsvorschlag gemacht werden.
- ehrlich: Aber andererseits ist keinem geholfen, wenn du deine Kritikpunkte verschweigst. Teile offen mit, an welchen Stellen du ein Verbesserungspotenzial siehst.
- konstruktiv: Dein Feedback soll den Autor*innen des Artikels weiterhelfen. Deine Aufgabe ist es, sie dabei zu unterstützen, den Text weiterzuentwickeln und zu verbessern. Nenne daher Textstellen, die missverständlich formuliert sind, bei denen du Verständnisschwierigkeiten hast oder die nicht auf Anhieb gut verständlich sind (Welchen Satz musstest du fünfmal lesen, bis du ihn verstanden hast?).
Mache dir an dieser Stelle im Laborbuch (S.14, Aufgabe 1) Notizen zu den Eigenschaften einer wertvollen Feedbackkultur 😉
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