Wie schreiben wir einen wissenschaftlichen Artikel?
Bevor ihr als Arbeitsgruppe einen wissenschaftlichen Artikel verfasst, lest euch zunächst die Hinweise auf dieser Seite zu den typischen Abschnitten und dem Stil eines wissenschaftlichen Artikels durch und haltet dies auf den Seiten „Elemente eines wissenschaftlichen Artikels“ und „Schreiben wissenschaftlicher Texte“ in eurem Laborbuch fest.
Textabschnitte
Einleitung
- In der Einleitung beschreibt man welchem allgemeinen Thema man sich widmet. Man kann kurz beschreiben, was es dazu schon an Wissen/Modellen und Hintergrund gibt und was noch offen ist und ggf. warum das interessant oder lohnenswert wäre zu erforschen. Damit kann man einen wichtigen Teil der Einleitung einführen: beschreibt eure Forschungsfrage, also was ihr in eurem Forschungsprojekt untersuchen möchtet. Die Forschungsfrage ist eine Art Leitfrage, die eurem wissenschaftlichen Artikel zugrunde liegt.
Eure Forschungsfrage habt ihr bereits zu Beginn in der blauen Box „Forschungsfrage“ im Laborbuch auf S.3 formuliert (ihr könnt sie aber auch nochmal etwas anpassen). Zu dem Modell, das ihr verwendet, könnt ihr einen Blick in die blaue Denkblase „Unser Modell zum schiefen Wurf“ werfen (S.7).
Methodenteil
- Im Methodenteil stellt ihr schrittweise dar, wie und mit welchen Methoden ihr vorgeht, um eure Forschungsfrage zu untersuchen. Nennt dabei auch die von euch verwendeten Materialien und Programme. Dieser Teil sollte zwar so kurz sein wie möglich, aber dabei so genau, dass jemand anders eure Untersuchung genau nachvollziehen kann, um euer Vorgehen zu überprüfen oder sogar nachzumachen (Reproduzierbarkeit).
Nutzt hierzu eure Notizen in der blauen Box „Überblick über die Methodik mit Ergebnissen“ in eurem Laborbuch.
Ergebnisteil
- Im Ergebnisteil beschreibt ihr, zu welchem Ergebnis ihr mit den eingesetzten Methoden gekommen seid. Stellt hier z.B. aufgenommene und simulierte Werte dar – am besten als Grafik. Wenn möglich beantwortet mit diesen Ergebnissen eure Forschungsfrage vom Anfang.
Nutzt hierzu eure Notizen in der blauen Box „Überblick über die Methodik mit Ergebnissen“ in eurem Laborbuch.
Diskussion und Ausblick
- Oft gibt es noch verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, wenn man mit den gewonnen Ergebnissen die Forschungsfrage beantworten möchte: Wie aussagekräftig / allgemeingültig ist die eingesetzte Methode? Was gibt es bei der Interpretation der Ergebnisse ggf. zu beachten? Wie groß sind Messunsicherheiten? Welche Effekte konnten im Rahmen des vorliegenden Forschungsprojekts nicht berücksichtigt werden? Im Diskussionsteil diskutiert ihr diese Fragen, um eure Ergebnisse einzuordnen.
- Ausblick: Forschung ist nie fertig! Am Ende eures Artikels könnt ihr daher darauf hinweisen, was und wie man im Anschluss weiterforschen könnte. Welche Fragen stellen sich nun?
Nutzt hierzu eure Notizen in eurem Laborbuch in der blauben Box „Diskussion der Ergebnisse und Ausblick“.
Fazit
Am Ende eures Artikels könnt ihr ein Fazit ziehen, in dem ihr euer Ergebnis und evtl. einen Hauptpunkt aus dem Ausblick kurz zusammenfasst.
Abstrakt
Ein Abstrakt ist eine ganz kurze Zusammenfassung des Artikels, die ganz am Anfang steht und durch das Layout meist hervorgehoben ist. Abstrakts sind für die Lesenden sehr hilfreich, denn durch sie kann man nach ganz wenigen Zeilen entscheiden, ob man einen Artikel lesen möchte oder nicht. Weil Abstrakts so komprimiert sind, schreibt man sie meist als letztes, wenn der übrige Artikel praktisch schon fertig ist.
Natürlich ist nicht jeder Abstrakt gleich strukturiert. Aber ihr könnt einen sehr guten Abstrakt schreiben, wenn ihr diese vier Fragen jeweils mit einem (am besten kurzen) Satz beantwortet:
- Was ist das Thema der Forschung?
- Welche Frage ist dabei bisher offen, sodass ihr euch dieser gewidment habt?
- Welche Methoden habt ihr angewendet?
- Was ist euer Ergebnis?
Wie bei naturwissenschaftlichen Artikel üblich ist in der Vorlage, die ihr später für den Artikel verwendet (Download ganz unten auf dieser Website), der Abstrakt einspaltig und eingerückt über dem sonst zweispaltigen Text gesetzt. Dies ist bereits voreingestellt und ihr könnt es einfach so lassen.
(Für den Abstrakt haben wir kein Feld im Laborbuch vorbereitet. Ihr könnt die vier Fragen zum Abstrakt aber z.B. einfach unter dem Fazit oder ganz oben auf der Seite notieren.)
P.S.: Hier habt ihr grundlegende Abschnitte eines wissenschaftlichen Textes kennengelernt. Wenn ihr einen Text wie eine Facharbeit, Bachelorarbeit oder Masterarbeit schreibt, ist der Aufbau oft der gleiche.
Sprachstil
Intersubjektivität / Reproduzierbarkeit
Auch wenn wir von naturwissenschaftlichen Ergebnissen nicht sagen können, dass sie „final wahr“ sind, haben wir immer den Anspruch, dass naturwissenschaftliche Erkenntnisse „intersubjektiv“ – also nicht von uns als Person abhängig – sind und von anderen Menschen nachgeprüft werden können. Andere Menschen sollten ein Experiment wiederholen mit den gleichen Methoden zu den gleichen Ergebnissen kommen können (d.h. „Reproduzierbarkeit“). Weil wir diesen Anspruch an wissenschaftliche Ergebnisse stellen, beziehen sich Ergebnisse nicht nur auf einzelne persönlich erlebte Beobachtungen. Im Text verdeutlichen wir das, indem wir im Präsenz schreiben.
Außerdem verzichten wir in einem wissenschaftlichen Text komplett auf Adjektive, die subjektiv oder unexakt sind (z.B. „schön“, „schnell“, etc.). Z.B.: Statt zu schreiben „Der Ball fliegt schnell.“ würden wir schreiben „Der Ball fliegt mit einer Geschwindigkeit von 20 m/s“.
Prägnanz
Prägnant = detailgenau, aber nicht ausschweifend.
Ein wissenschaftlicher Text sollte alles sagen, was nötig ist – aber nichts Unnötiges drumherum. Es ist ja keine Geschichte. Schreibt den Text daher prägnant, d.h.: präzise und so kurz wie möglich – aber auch nicht kürzer.
Belege
JEDE Aussage in einem wissenschaftlichen Text, die etwas darüber sagt, wie die Natur ist, ist entweder als eigene Leistung durch eine Argumentation oder durch Daten belegt oder sie zitiert eine andere wissenschaftliche Quelle. Im zweiten Fall ist sie als direktes oder indirektes Zitat kenntlich gemacht und die Quelle ist angegeben. In den Artikeln zur EduChallenge lassen wir das Thema Zitieren jedoch aus und beschreiben „nur“ unsere eigene Forschung.
Wichtig ist also für euch: Wenn ihr Aussagen zu eurem Ergebnis macht, achtet darauf, dass diese auch wirklich aus euren Beobachtungen, bzw. dem Vergleich von beobachteten und simulierten Daten hervorgehen.
Anschaulichkeit
Ein Bild sagt oft mehr als 1000 Worte. Das gilt auch für wissenschaftliche Texte! Wir haben noch nie einen wissenschaftlichen Artikel gesehen, der ohne eine Abbildung auskam. Meist sind das Skizzen zum Aufbau oder grafische Darstellungen von Beobachtungen oder Ergebnissen. Auch ihr dürft sehr gerne solche Abbildungen in euren Artikel einbauen. Auf jede Abbildung, die ihr nutzt, solltet ihr im Text eingehen. Z.B. indem ihr soetwas schreibt wie „Mit dem in Abbildung 1 dargestellten Aufbau …“ oder „Auf diese Weise [Methodik vorher beschreiben] erhalten wir die in Abbildung 2 dargestellten Messwerte.“ oder „Vergleicht man die simulierten Daten mit den aus der Videoanalyse bestimmten Messwerten (s. Abbildung 3), sieht man…“.
Neben der Darstellung von grafischen Abbildungen meint Anschaulichkeit natürlich auch, dass man dem Text insgesamt gut folgen kann.
Notiert die wichtigsten Punkte hierzu in eurem Laborbuch.
Verfasst damit einen Artikel zu eurem Forschungsprojekt. Um diesen später im EduChallenge OnlineJournal zu veröffentlichen, nutzt wenn möglich die Vorlage, die ihr herunterladen könnt: